Der Nagel2019-04-01T14:30:57+02:00

Project Description

Der Nagel

Der Nagl Objekt & Werkzeug

System: geschmiedeter Nagel

Design: Christian Herzog

Umsetzung: KunstschmiedJohann Schmutz www.kunstschmiede-schmutz.at

Masse: mm

Material: Stahl

Renaissance der
Handschlagqualität
Es ist wieder an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen,
Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu
treffen.
Der Nagel möchte in seiner infantilen Objektivität
die fehlerfreien Flächen, die keine Räume für Urteil,
Interpretation
und Reflexion zulassen, aufbrechen
und dahinterliegende
Untiefen sichtbar machen.
Er bricht die vertrauten, sauberen und glatten
Oberflächen mit »zerstörerischer« Kraft auf und
lässt ab vom gewohnt Perfekten.
In starkem Kontrast zum üblichen »like-Design«
werden Brüche und Verletzungen in seiner Gestalt
und Wirkung verinnerlicht.
Dabei steht die Oberflächlichkeit am Spiel!
Text: Helge Waldherr

Die Entstehung des Nagels

Im zweiten Semesters meines Studiums Manual Material Culture arbeiteten wir an einem Kooperationsprojekt mit der Fa. GEA / Waldviertler.

Diese gaben uns zur Aufgabe Gestaltungsvorschläge für Ihre Möbelserie zum Thema „Stummer Diener/Paravent“ auszuarbeiten.

Vorgaben waren stichwortartig zusammengefasst: Material Holz (unlackiert), Werkzeug: freie Montage, versandtauglich, langlebig, ökologisch, und regional gefertigt.

Im Laufe meiner Recherche beschloss ich, ein Möbelstück zu entwerfen, welches die Wandflächen nutzbar macht und wertvollen Platz im Wohnraum frei hält.

Um Gegenstände vom Boden weg zu bekommen und der Anforderung der werkzeuglosen Montage zu entsprechen, brachte es mich zu den Gedanken, das Werkzeug bzw. das Montagemittel selbst zum gegenständlichen Objekt werden zu lassen. Damit einher ging die Erinnerung an meinen ersten Schmiedekurs, den ich schon vormeiner Studienzeit in Ybbsitz, besucht hatte. Damals schmiedeten wir kleine und größere Nägel, wie sie etwa beim Bau von Dachstühlen verwendet werden. Die Erinnerung an dieses sinnlich-kraftvolle Erlebnis und die daraus entstandenen Nägel, mit ihrer jeweiligen individuellen von hand-geschlagenen Ästhetik passten für mich zum Image der Firma GEA/Waldviertler.

In Folge setzte ich mich mit verschiedenen Nagelformen auseinander und entwickelte letztlich solche, die sich durch ein langes Endstück mit spezieller Einkerbung auszeichnen. Der Nagel kann somit als Einzelstück, im Verband oder in Kombination mit einer runden Kleiderstange kombiniert werden. Die Kleiderstange hat eine Wasserwage integriert und ist wie der Nagel Werkzeug und Montagemittel zugleich.

Der Montageakt: über Handschlagqualität und das Aufbrechen von Oberflächlichkeiten

Das Einschlagen des Nagels selbst erfordert eine klare Entscheidung und den Mut, mit körperlicher Kraft eine Oberfläche zu durchdringen. Ein Akt, der in der heutigen Zeit der glatten Oberflächlichkeiten, der sogenannten „Like Kultur“ entgegensteht und gleichzeitig die Sehnsucht nach Entschiedenem und Unverrückbaren Ausdruck verleiht. Diesen gesellschafts-kritischen Ansatz habe ich schließlich in einer Installation weitergeführt: ich habe den Nagel in eine Glasplatte geschlagen[1]. Aber das ist eine andere Geschichte…..

Hergestellt mit Unterstützung von:

Kunstschmied Johann Schmutz

www.kunstschmiede-schmutz.at

[1] Mit diesem Objekt habe ich den Innovationspreis für Ideen und Konzepte im Handwerk der manufaktur/lab auf der Wiener Handwerksmesse (2016) erhalten.